Das >eigene< Leben ist heute laut Ulrich Beck ein experimentelles Leben. Überlieferte Rezepte und Rollenstereotypien versagen, die Zukunft kann nicht aus der Vergangenheit abgeleitet werden, die eigene Lebensführung ist oft vorbildlos, das eigene Leben und das soziale Leben müssen aufeinander immer wieder neu abgestimmt werden.
Was Ulrich Beck hier mit >eigenem< Leben mient, ist eine Zeitdiagnose, die er breit auffächert. Dazu hier nur soviel: in einer Zeit, in der das individuum in hohem Maße vergesellschaftet ist, muss es sich auch um ein von Institutionen unabhängiges Leben kümmern, um ein Leben, in das man nicht einfach hineingeboren wird, sondern für das man selber etwas tun muß: Man ist zur eigenen Biographie und damit zur eigenen Aktivität verdammt, zum eigenen Gelingen, aber auch zum eigenen Scheitern. Die Normbiographie wird so zu einer vermeintlichen Wahlbiographie, Bastelbiographie, zu einer Bruch- und Zusammenbruchsbiographie.
Was Beck hier mit >eigenem< Leben beschreibt, trifft sich im Ziel weitgehend mit dem Individuationsprozeß, wie ihn C. G. Jung beschrieben hat, einem Prozeß, durch den sich ein Mensch in der konstanten Auseinandersetzung mit der Welt befindet, den kollektiv erwarteten Normen und Werten und der Innenwelt, den anforderungen der Psyche, die sich in Träumen und Sehnsüchten äußert; in einer Auseinandersetzung mit dem, was in der Familie erwartet wurde, und dem, was letztlich in einem Individuum als Besonderem angelegt ist. (...)
Neu ist dieses Konzept vom eigenen Leben nicht, aber neu daran ist, dass Beck wahrzunehmen glaubt, dass immer mehr Menschen einen eigenen Raum beanspruchen. (...)
Verena Kast: Die zivilisatorische Schlüsselqualifikation, in >Zäsuren und Krisen im Lebenslauf<, 1998 (Ausz.)
Wir leben in einer Zeit, in der sich althergebrachte Lebensentwürfe, tradierte Formen und Muster des Zusammenlebens, mehr und mehr in Frage stellen und von der Gesellschaft vorgegebene Strukturen und Normen, wie die klassischen Beziehungs- und Geschlechterrollen, in Auflösung begriffen sind.
Die bekannten Rezepte versagen, der Lebensluaf des Einzelnen wird immer weniger von gesellschaftlich vorgezeichneten Wegen und mehr und mehr von der individuellen Suche nach eigenen Wegen bestimmt.
Die Suche nach neuen, individuellen Wegen - auch als Ver-suchen in einem Trial und Error-Modell - führt so im verstärktem Maß zum Entstehen einer >Bastelbiographie<, der eigene Lebensluaf wird mehr und mehr zum >Patchworklebenslauf<. (Patchwork (engl.) = Flickenwerk)
Auf der Suche nach alternativen Lebenskonzepten
Im Streben nach neuen, lebbaren Lebensentwürfen stehen wir in einem fortlaufenden Prozeß der Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Anforderungen und Bedürfnissen.
Auf der Suche nach alternativen Entwürfen der Lebensführung und des Zusammenlebens prüfen und versuchen wir verschiedene Möglichkeiten auf ihre Tauglichkeit als Lebenskonzept.
Im Alltag stoßen wir permanent auf solche alternativen Konzepte, wir finden sie - in Wort und Bild - überall in unserem Leben.
Sie aus dem gewohnten Kontext zu reißen und in einem so veränderten, neuen Zusammenhang darzustellen, sie als Angebot zu betrachten und hinsichtlich ihrer Tauglichkeit als Lebenskonzept zu untersuchen bzw. zu hinterfragen, ob sie nicht längst Teil unseres Lebens - und Beziehungskonzepts sind, ist die Überlegung hinter diesem Projekt
Life_Concepts stellt in einer willkürlich getroffenen und aus dem Zusammenhang gerissenen Auswahl von Bildern und Texten die Frage nach alternativen Lebensentwürfen in einer Zeit des Wandels, in einer Gesellschaft in Bewegung.
Life_Concepts sind Texte und Bilder, die in diesem veränderten Kontext gesetzt, dem Betrachter die Frage nach dem eigenen Lebenskonzept stellen.
Life_Soncepts will mögliche Wege aufzeigen und lädt ein, sie auf ihre Tauglichkeit zu prüfen, zu hinterfragen, anzunehmen oder zu verwerfen.
Life_Concepts stellt dem Betrachter das Angebot, das jeweilige Konzept und Anwendbarkeit u./o. Anwendung im eigenen Leben zu prüfen.
Life_Concepts versteht sich als Patchwork - Projekt
Life Concepts (I)
Use once and destroy
// Aufschrift einer Injektionsnadel
Life Concepts (II)
Strg + C Strg + V
// Copy & Paste Befehle eines
Computerprogrammes
Life Concepts (III)
Zunge durch beide Schlitze stecken
// Prägung auf einem Versandkarton
Life Concepts (IV)
Bitte verlassen sie diesen Raum
so wie Sie ihn vorfinden möchten!
// Aufkleber auf den Toiletten der deutschen
Bahn
Life_Concepts (V):
Ear plugs
To be continued
2002